Fries

Fries
Fries 〈m. 1
1. flauschähnliches, gerautes Wollgewebe
2. 〈Arch.〉 waagerechter ornamentaler od. figürlicher Zierstreifen zur Gliederung od. zum Schmuck einer Wand
[<frz. frise, eigtl. „krause Verzierung“ <mlat. frisium „Franse, Zipfel“ <fränk. frisi „Krause“; nach der Stammestracht der Friesen, dem Lockenhaar; hierzu frisieren, Friseur, Frisur]

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Fries , der; -es, -e [frz. frise, H. u.] (Archit.):
mit plastischen od. gemalten Ornamenten u. figürlichen Darstellungen ausgestaltete Fläche als Gliederung u. Schmuck einer Wand:
ein dorischer F.

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I
Fries,
 
1) Baukunst: mit plastischen oder gemalten Ornamenten und figürlichen Darstellungen ausgestalteter bandartiger horizontaler Streifen als Gliederung oder Schmuck einer Wand. Beim antiken Tempel kommen figürliche Friese als Teil des Gebälks zwischen Architrav und Gesims (Geison) vor sowie außen an der Cella (z. B. Parthenon) und in der Cella (z. B. Bassai). Während der Tempel ionischer Ordnung keinen figürlichen Fries kennt, sondern unmittelbar über dem Architrav beziehungsweise unter dem Gesims den Zahnschnitt hat, gehört zur attisch-ionischen Ordnung der durchlaufende, mit figürlichen Reliefs verzierte Fries. Der antike Ornamentfries besteht aus einer Reihung verschiedener, meist pflanzlicher Elemente (Anthemion, Akanthus, Eierstab) oder aus Bändern (Mäander, Flechtband). Hellenistisch sind Friese mit dem Bukranion. In der romanischen Baukunst wurden meist Bogenfriese (Rund- und Spitzbogenfriese, auch gekreuzt als Kreuzbogenfriese), Würfel-, Kugel-, Schuppen-, Zickzack- oder Tierfriese verwendet, in der Gotik vorwiegend Friese mit Laub- und Blattformen. Der Zahnfries (Deutsches Band), bestehend aus übereck gelegten Steinen, findet sich v. a. bei Backsteinbauten. Renaissance und Klassizismus griffen auf antike Vorbilder zurück. Der mit Pflanzenornamenten geschmückte Fries erscheint wieder als Dekorationselement der Baukunst des Jugendstils.
 
 2) Textiltechnik: grobfädiges Gewebe mit Ober- und Unterschuss; starke, in Strich gelegte Haardecke; wird für Schlafdecken und Vorhänge verwendet.
 
II
Fries,
 
1) Ernst, Maler, * Heidelberg 22. 6. 1801, ✝ Karlsruhe 11. 10. 1833; ausgebildet bei F. Rottmann und an der Münchener Akademie 1823-27, hielt er sich in Italien auf, 1831 wurde er Hofmaler in Karlsruhe. Fries schuf v. a. Landschaftsdarstellungen (Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder). Mit C. P. Fohr und C. Rottmann war er der bedeutendste Vertreter der Heidelberger Romantik.
 
 2) Fritz Rudolf, Schriftsteller, * Bilbao 19. 5. 1935; kam mit seiner Familie 1942 nach Deutschland, studierte in Leipzig Romanistik; 1960-66 wissenschaftliche Arbeit an der Akademie der Wissenschaften in Berlin (Ost), wurde entlassen, nachdem sein erster Roman, »Der Weg nach Oobliadooh« (1966), der im studentischen Milieu um die Spannung zwischen individueller Freiheit und sozialistischer Realität kreist, in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht worden war; seitdem freischaffender Schriftsteller und Übersetzer. Fries' Prosa bezeugt seine enge Verbindung zur spanischen Kultur, häufig verarbeitet er fantastische Elemente, auch Strukturen des spanischen Schelmenromans werden sichtbar (Romane »Das Luft-Schiff. Biografische Nachlässe zu den Fantasien meines Großvaters«, 1974; »Verlegung eines mittleren Reiches«, 1984). Mehrere der kompliziert gebauten Romane sind durch die wiederkehrenden Hauptpersonen lose miteinander verbunden (»Alexanders neue Welten«, 1982; »Die Nonnen von Bratislava«, 1994). Fries ist auch bedeutender Vermittler der spanischsprachigen Literatur in Deutschland (Übersetzt u. a. von Tirso de Molina, F. García Lorca, J. L. Borges und des »Amadis von Gaula«; Nacherzählung »Die Verbannung und der Sieg des Ritters Cid«, 1979, für Kinder) und Hörspielautor.
 
Weitere Werke: Erzählungen: Der Fernsehkrieg (1969); See-Stücke (1973); Der Seeweg nach Indien (1978).
 
Romane: Die Väter im Kino (1989); Der Roncalli-Effekt (1999).
 
Prosa: Mein spanischer Brevier (1979); Alle meine Hotel-Leben (1980).
 
Autobiographisches: Im Jahr des Hahns (1996); Diogenes auf der Parkbank (2002).
 
 3) Hans, schweizerischer Maler, * Freiburg um 1460/65, ✝ Bern (?) um 1523; lebte 1487-97 in Basel. 1501-09 war er Stadtmaler in Freiburg. Seine spätgotischen Altarwerke zeigen Einflüsse der niederländischen Malerei und von M. Pacher, später auch von A. Dürer.
 
 4) Heinrich, katholischer Theologe, * Mannheim 31. 12. 1911; 1936 zum Priester geweiht; seit 1950 Professor für Fundamentaltheologie in Tübingen, seit 1958 in München (1979 emeritiert). Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die Religionsphilosophie und die Lehre von der Kirche, zu denen seit dem 2. Vatikanischen Konzil als ein weiterer Schwerpunkt die Beschäftigung mit ökumenisch-theologischen Fragestellungen hinzutrat. Fries begründete die Reihe »Beiträge zur ökumenischen Theologie« (1967 ff.), gab das »Handbuch theologischer Grundbegriffe« (1962/63) heraus und ist Mitherausgeber der von K. Rahner begründeten theologischen Reihe »Quaestiones disputatae« sowie der »Katholische Theologen Deutschlands im 19. Jahrhundert« (1975) und der »Klassiker der Theologie« (1982).
 
Weitere Werke: Ökumene statt Konfessionen ? Das Ringen der Kirche um die Einheit (1977); Fundamentaltheologie (1985); Es bleibt die Hoffnung. Kirchenerfahrungen (1991); Vor der Entscheidung. Werden die Kirchen überflüssig? (1995).
 
 5) Jakob Friedrich, Philosoph, * Barby (Elbe) 23. 8. 1773, ✝ Jena 10. 8. 1843; Schüler von J. G. Fichte in Jena, ab 1805 Professor der Philosophie (zeitweise auch der Physik und Mathematik) in Jena und Heidelberg, 1819-24 als Sympathisant der Burschenschaften (Teilnahme am Wartburgfest 1817) zwangsemeritiert. - Fries gab der kantischen Transzendentalphilosophie eine psychologische Wendung: Die Grundlage der Erkenntniskritik ist für ihn die Bewusstseinsanalyse, die sich auf Selbstbeobachtung stützt. Das Apriori menschlichen Erkenntnis wird also nicht (wie bei I. Kant) mithilfe der transzendentalen Methode deduziert, sondern »anthropologisch«, d. h. empirisch-psychologisch gefunden (»Neue oder anthropologische Kritik der Vernunft«, 3 Bände, 1807). Fries hat sich auch mit wissenschaftstheoretischen (»Die mathematische Naturphilosophie«, 1822; »Versuch einer Kritik der Principien der Wahrscheinlichkeitsrechnung«, 1842), ästhetischen und religionsphilosophischen (»Handbuch der praktischen Philosophie«, 2 Bände, 1818-32) Problemen beschäftigt. Sein Ansatz wurde von L. Nelson und der von diesem begründeten »Neu-Friesschen Schule« weitergeführt.
 
 
Ausgabe: Sämtliche Schriften, herausgegeben von G. König u. a., auf 26 Bände berechnet (1967 ff.).

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1Fries, der; -es, -e [frz. frise, H. u.] (Archit.): mit plastischen od. gemalten Ornamenten u. figürlichen Darstellungen ausgestaltete Fläche als Gliederung u. Schmuck einer Wand: ein dorischer F.; Michelangelo ... malt als Hintergrund einen F. von nackten Menschen (Goldschmit, Genius 113).
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2Fries, der; -es, -e, (Fachspr. auch:) 1Frie|se, die; -, -n [frz. frise, H. u.] (Textilind.): dickes, flauschartiges Woll- od. Mischgewebe.

Universal-Lexikon. 2012.

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